Samstag, 28. September 2013

ALTERNATIVE-WRESTLING

Urspünglich ist Ringen nichts weiter als ein Sport. Genauer gesagt, ein harter Kampf-Sport. Er ist, in den verschiedensten Abwandlungen, nicht nur bei den kulturprägenden Völkern des europäischen Altertums (Griechen, Römer) zu finden, sondern genauso auch bspw. in den traditionalen Stammeskulturen der Schwarz-Meer-Region, oder in Afrika. Stets geht es darum, waffenlos, durch Griffe und Würfe einen Gegner so unter die eigene Kontrolle zu bringen, dass er seinerseits zu einer Gegenwehr nicht mehr in der Lage ist. Da gerade beim Ansetzen von Griffen sich Textilien als Vorteil für den Gegner erweisen würden, ist es zu mindestens im europäischen Altertum selbstverständlich, dass entweder vollständig nackt (Griechenland) gerungen wird oder höchsten noch in einer Art Schurz (Rom). Um es dem Gegner zusätzlich noch schwerer zu machen, ist es zudem üblich, sich vor dem Kampf einzuölen. Die stark männliche Prägung sowohl der griechischen wie auch der römischen Kultur macht die Nacktheit unter Männern, zu einer gesellschaftlich akzeptierten Selbstverständlichkeit, freilich in erster Linie in einem sportlichen Zusammenhang Bis auf die Mütter der antretenden Athleten ist  Frauen der Besuch der Olympischen Spiele strikt untersagt, weil diese selbstverständlich (nicht zuletzt auf Grund des Klimas!) unbekleidet ausgetragen werden.
Im Laufe der gesellschaftlich-kulturellen Erschütterungen und Wandlungsprozesse späterer Jahrhunderte wird diese eigentlich ursprüngliche, natürliche Form des Ringens zunehmend zu einem gesellschaftlichen Tabu-Thema-Thema. Natürlich gibt es den Ring-Kampf auch in den Jahrhunderten der Neuzeit, aber nur noch in stark "domestizierter" Form mit einem ganzen Arsenal vorgeschriebener Kleidungsstücke, angefangen von den Schuhen, über das Trikot bis hin zum Kopf-Schutz. Dies ist freilich noch die positive Weise mit dieser ältesten Kampf-Sport-Art der Welt umzugehen. Viel schlimmer erscheint es, dass man den männlichen Ring-Kampf darüber hinaus zu einem psycho-pathologischen Phänomen macht, im Sinne eines (homoerotischen) Fetisch. Zugegeben, dies kann er natürlich werden, entscheidend ist immer die Motivation, aus der heraus etwas getan wird. Am besten freilich wäre es, wenn es dem Betrachter gelänge den männlichen Ring-Kampf von einem in erster Linie sportlich-ästhetischen Standpunkt aus zu betrachten. Die Kombination von Körperbeherrschung, Muskelspiel und sportlichen Ehrgeiz hat unzweifelhaft etwas Faszinierendes an sich.
Da es auf PALÄSTRA also weder um den heutigen "Ring-Sport" noch um  Fetischismus gehen soll werde ich für Posts, die mit männlichen Ring-Kampf zu tun haben den Begriff ALTERNATIVE-WRESTLING verwenden. Alternativ meint dabei, dass die Matches zwar entweder halb-nackt oder nackt ausgetragen werden, die an die Athleten gestellten Ansprüche aber genauso hoch sind, wie im "normalen" Ring-Sport. Eigentlich ist es ja schon traurig, dass gerade diesem  Teil der "Szene", der gleichsam zurück zu den Wurzeln dieses Sports  geht, eine gesellschaftliche Daseinsberechtigung höchstens in der Grauzone des Unschicklichen zugestanden wird. Zudem könnte man in diesem Zusammenhang auch mal die Frage stellen, was eigentlicher  ästhetischer aussieht enganliegendes Trikot mit Socken, Schuhen und Kopf-Schutz oder lockere "Bermuda-Shorts" bei ansonsten textilfreiem Körper. Würde man sich dieser Frage ehrlich stellen, könnte man den rapiden Attraktivitätsverlust, bis hin zu Überlegungen, Ringen von der Liste der olympischen Sportarten zu streichen, vielleicht noch aufhalten!
















          

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen